David Raum: Der nächste “Schulz”?

Er gilt als Wunschkandidat für die LV-Positionen kommende Saison: David Raum. Mit Linksverteidigern aus Hoffenheim hat der BVB schon viele teuere Missverständnisse erlebt. Wäre Raum das Nächste? Passt er in das gesuchte Profil? Sind die Zweifel an ihm berechtigt? Kennt der BVB nur die Bundesliga und Deutschland? Und warum vielen BVB-Fans etwas die Rationalität, wie Weitsicht fehlt. All das hier.

Jan
13 min readJun 12, 2022

Was sucht der BVB eigentlich?

Das ist eine gute Frage, welcher niemand gezielt beantworten kann. Analysiert man allerdings die Aussagen und bisherigen Transferaktivitäten der Verantwortlichen, so fällt schnell auf, dass der BVB nach deutschen Nationalspielern sucht, welche bereit für den nächsten Schritt sind. Aber auch abseits des Profilrahmens, sind auch Attribute wie: Hohe Arbeitsbereitschaft, fordernde Mentalität und Identifikation mit dem BVB gefragt. Man möchte wieder eine Mannschaft auf den Platz stellen, mit welcher sich die Fans identifizieren können und Werte des Vereins vertreten werden. Ob das zwingend deutsche Nationalspieler sein müssen kann mit “Nein” beantwortet werden, allerdings ist dies grundsätzlich dennoch eher als Plus wie Minus zu werten.

Und spielerisch? Erstmal einen linken Außenverteidiger. Hier gibt es aber verschiedene Spielerprofile, welche für unterschiedliche Spielausrichtungen von Mannschaften mal mehr oder weniger attraktiv sind. Eine Erfahrung, welche der BVB erst jüngst machen musste: Mit Raphael Guerreiro.

Möchte sich eine Mannschaft über Intensität, Umschaltspiel und ein schnelles aggressives Spiel durch die Mitte definieren, dann ist ein Guerreiro in diesem Kollektiv unpassend. Die Schwächen im Bereich Intensität, Umschalt-, Defensiv und Flügelspiel fallen deutlich stärker ins Gewicht als die hervorragenden Spielmacherqualitäten. Natürlich blitzen die Stärken dennoch auf, doch sie haben einen deutlich geringeren Wert für die Mannschaft in der Gesamtbetrachtung. Um diese Qualitäten bei Guerreiro bestmöglich auszunutzen müsste der BVB ein gepflegtes Kurzpassspiel über längere Ballbesitzphasen forcieren, den Gegner in enge Räume locken und geduldig um die Box herum agieren. Fehlende Intensität und Dynamik im Umschalten äußeren sich dann bei Guerreiro allerdings in unbesetzten Räumen oder Nachlässigkeiten im Pressing, wo ein einzelner Aussetzer das ganze Kartenhaus “Gegenpressing” in sich zusammenfallen fallen lässt.

Unter Favre und zugegebenermaßen auch unter Terzic, welcher allerdings auch eher bemüht war “das Werk-Favre” durchzubringen, gab es diese Elemente im Spiel. Die getroffenen Transfers von Donyell Malen, Karim Adeyemi und zuvor auch Marco Rose sprechen allerdings dafür dass der BVB wieder für intensiven Umschaltfussball stehen will. Und hierfür braucht es anderes Spielermaterial. Gerade auf der Außenverteidigerposition.

Umschaltspiel erfolgt bestenfalls durch die Mitte

Im Idealfall möchte die verteidigende Mannschaft den Ball im Zentrum gewinnen. Kurze Wege zum Tor, gefährliche Startposition und viele Anschlussmöglichkeiten. Da ein Ballgewinn aus dem hohen Angriffspressing heraus eher die Ausnahme als Regel ist, finden die meisten Ballgewinne schlußendlich im Mittelfeldzentrum statt oder werden nach Eroberung dort erstmal hingespielt. Somit zieht sich das Spiel in die Enge zusammen und offenbart viel Platz und Raum auf den Flügelpositionen. Um den zusammengezogenen Gegner wieder auseinander zuziehen müssen Spieler in die Tiefe der Breite mit soviel Dynamik, Zielstrebigkeit und auch ausstrahlender Gefahr wie möglich reinstoßen. Mit Ziel aus diesem gefährlichen Raum dann schlußendlich auch eine torgefährliche Aktion zu kreieren braucht es starke Flankengeber. Viel Wucht, aber auch Präzision und Übersicht. Ebenso die Fähigkeit, in diesen Situationen schnell und zielstrebig zu handeln. Das ist nicht das Spiel vom so spielerischstarken Raphael Guerreiro, aber auch nicht vom defensivstarken Außenverteidiger wie er so gerne in Folge der Defensivprobleme gefordert wird. Hier stellt sich dann erstmal die Frage: Was ist eigentlich “defensivstark” für einen Außenverteidiger?

Viele verbinden den defensivstarken Außenverteidiger mit einem körperlich robusten Spieler, welchen man wenig für seinen Offensivdrang, aber oft für seine gewonnen 1vs1 Verteidigungssituationen lobt. Als gutes Beispiel dienen hier Ramy Bensebaini oder Marcel Halstenberg, an welchen der BVB jeweils konkret interessiert war. Zwar würden beide Spieler grundsätzlich mit ihrem Spielertyp auf dem Papier eine höhere Defensivstabilität versprechen, das aber auch nur im individualtaktischen Bereich und nicht zwingend im Kollektiv. Denn das Kerndefensivproblem von Borussia Dortmund war nicht die fehlende Stärke im 1vs1 Verteidigen auf den Flügeln oder die Robustheit bei Kopfballduellen, sondern die fehlende Konsequenz im Umschalt- und Gegenpressingverhalten. Dieses Problem wird nicht alleine von den AV gelöst, sondern vom Kollektiv.

Die angesprochenen Alternativen agieren konservativer in ihren offensiven Laufwegen und halten sich lieber hinter dem Ball auf, was bei einem Ballverlust der Vorderleute erstmal mehr Raum abdeckt. Somit hat der Gegner in den ersten Augenblicken erstmal weniger bespielbare Tiefe, doch wenn die ballnahen Spieler, wie vom Trainer gefordert, ins Gegenpressing gehen und andere aufgrund von fehlender Konsequenz nicht, entsteht das selbe Problem: Das Pressing greift nicht und der BVB läuft in einen Konter. Der “defensivstarke” Außenverteidiger wird evtl. 3/10 Aktionen dank gutem indivudaltaktischen Verhalten besser verteidigen als ein Guerreiro bspw., aber das ist eher Schadensbegrenzung als Lösen der Probleme. Der defensive AV wäre wertvoll bei einem Team, welches versucht den Gegner in der eigenen Hälfe auf den Flügel zu locken und dort in 1vs1 Situationen zu verwickeln, in welchen der angesprochene AV einen Vorteil individuell hätte. Oder er könnte als Konterabsicherung bei einem flügellastigen Ballbesitzspiel für die Absicherung den gerne ins Risiko gehenden Flügelspieler dienen. Das stellt aber nicht den geplanten Spielstil des zukünftigen BVB da.

Aber wie wäre es denn mit Beidem? Also einem Außenverteidiger, welcher den intensiven Offensivdrang mitbringt und darüber hinaus Defensiv richtig stark ist? Diesen gilt es erstmal zu finden, denn dieser Spieler ist die absolute Ausnahme auf dem Markt und somit aufgrund des verkürzten Angebots extrem teuer. Der einzige Außenverteidiger auf Spitzenniveau, welcher dieses Profil erfüllt, ist für mich persönlich Theo Hernandez. Ansonsten ist niemand so perfekt, auch kein Davies, Mendes und Co.

Somit können wir Folgendes festhalten.

  • Es braucht einen Außenverteidiger mit hoher Intensität, Dynamik und Flankentechnik welcher die freien Räume im Umschaltspiel bespielen kann
  • Ein defensiver AV stellt individualtaktisch gegen den Ball ein Upgrade da, allerdings nicht zwingend für das Kollektiv
  • Defensivstark äußerst sich primär eher über die taktische Verlässlichkeit
  • Den idealen und somit ausgewogenen AV gibt es nicht und wenn, wäre er für den BVB unbezahlbar

Das Spielerprofil David Raum

Grundsätzlich versteht sich David Raum als sehr offensiv orientierter “Linksverteidiger”, welchen man auch gerne als sogenannten “Wingback” definiert, da er genauso in einer Dreierkette alleine eine Seite bespielen könnte. Im Deutschen wird diese Rolle auch gerne “Schienenspieler” oder “Joker” genannt. Des Öfteren heißt es, dass bestimmte Wingbacks auch nur in einer Dreierkette spielen können und in einer Viererkette unbrauchbar sind. Das stimmt für viele Spieler, aber nicht für Alle. Am Ende ist es vor allem eine Frage der Einbindung und Erwartung.

Warum Wingback nicht gleich Wingback sein muss

Ein Alphonso Davies, welchen niemand wahrscheinlich als klassischen “Außenverteidiger” beschreiben würde, kann in der Vierer- wie Dreierkette agieren. Denn um seine Offensivstärken am Besten in Szene zu setzen schiebt er mit Ball einfach so hoch wie ein “Wingback” und wird dementsprechend abgesichert. Die Wege zurück werden zwar länger, dies ist allerdings wie angedeutet einplanbar und kann dementsprechend taktisch “geschützt werden”. In einer Dreierkette wird der hochschiebende AV in der Grundstruktur abgesichert, startet allerdings aus dieser auch höher. Gegen den Ball ist er dann allerdings in seiner Startposition in der Grundstruktur gefragt. Versucht man als Team mit seiner Grundausrichtung allerdings so selten wie möglich den Außen in isolierte Duelle zu schicken, ist dies ein Risiko was man gerne in Kauf nimmt. Und dieses nimmt Bayern mit Davies, oder der BVB einst mit Hakimi und auch die TSG Hoffenheim aktuell mit David Raum in Kauf. Für die Vereine hat es einen größeren Mehrwert mehr Offensivstärke statt defensive Stabilität zu haben, da sie mit mehr Offensive ihrer Auffassung nach eher gewinnen als mit gemindeter Offensivdruck, aber höherer defensiven Stabilität. Eine Frage der Abwägung, basierend auf dem Spielstil und Verhalten wie Qualität der Gegner.

Jetzt aber wirklich: David Raum

Raum definiert sich primär über seine Intensität, das Stoßen in die Tiefe und einer hervorragenden Flankentechnik. Attribute, welche Nico Schulz ebenso mitbringt. Doch der 24-Jährige aktuelle Nationalspieler Deutschlands verfügt noch über weitere Qualitäten und andere Ausprägungen:

Was sofort auffällt ist die Ausstrahlung und Mentalität, welche Raum mitbringt. Er wirkt deutlich stabiler, optimistischer, williger und strahlt dementsprechend eine größere Gefahr aus. Hier muss man fairerweise anmerken, dass ein Nico Schulz dies einst auch tat und in Folge von schwachen Leistungen verlor. Die Gründe hierfür thematisiere ich später nochmal kurz.

Doch auch neben des talentfreien Bereichs ist Raum in Sachen Grundtechnik und Ballbehandlung eine Klasse über Schulz anzusiedeln. Ja, immer noch eine, wenn nicht sogar zwei, Stufen unter Raphael Guerreiro, dieser gilt aber auch als absolute Weltklasse in dieser Kategorie auf seiner Position und wahrscheinlich auch über diese überhinaus.

Im internationalen Vergleich wäre Raum mit seiner Grundtechnik als LV und i Rolle, als leicht überdurchschnittlich einzuordnen. Mit seinem dazugehörigen Mut, Selbstverständnis und Erfahrungen als Flügelspieler in Anfangszeiten seiner Karriere kann er sich gelegentlich unter Druck auch mit einem Dribbling behelfen. Etwas, was Nico Schulz in der Form fehlt.

“Give and Go”

Doch gerade in Sachen Antizipation und Spielverständnis ist David Raum überragend. Raum beherrscht das sogenannte “Give and Go” oder auch Spiel über Dritte, auf absoluten Spitzenniveau.

Er weiß, wo er den Ball hinspielen muss um, am Ende mit Platz in die Tiefe zu kommen. Schritt 1 ist sein Verdienst, weil er die Situationen erkennt, bespielt und mit intelligenten Läufen auch in diese Tiefe kommt. Darüber hinaus ist das Gesamtkonstrukt, welches Raum diese Möglichkeiten in hoher Frequenz ermöglicht, auch ein Verdienst von seinem ehemaligen Trainer Seb’ Honeß.

Es schieben immer ein ballnaher Spieler ungefähr auf Ballhöhe seitlich an Raum heran, aber auch der nächstmögliche Spieler vor ihm. Dies zieht das Spiel auf dem Flügel zusammen und dank dieser guten Struktur kann Raum entweder nach vorne spielen, wo klatschen gelassen wird auf den 6er, während Raum schon in die Tiefe geht und dort mit viel Platz den Ball bekommen könnte. Aber auch der einfache Querpass in diesen Situationen und erstmal ein Ball in andere Räume gestatten Raum im Anschluss diese Wege zu gehen. Gerne unterläuft er auch mal, also ein Tiefenlauf durch den 8ter-Raum um andere Passwinkel für den Ballbesitzer zu bieten und den Ball schlußendlich in gefährlicheren Räumen zu erhalten.

Exzellente Flankentechnik

Die Flankentechnik von David Raum ist selbst im internationelen Vergleich auf absoluten Top-Niveau. Ja, es gibt nach ein paar Spieler vor ihm wie bspw. Borna Sosa oder Trent Alexander-Arnold, diese haben allerdings auch an anderen Stellen dafür Defizite. Raum stellt hier ein sehr gutes Paket da.

Besonders bei seinen Flanken ist nicht nur die starke Flugbahn und der Effet, sondern besonders die Power. Während Borna Sosa eher auf Höhe und “plötzliches Fallen” in der Flugbahn setzt um die Lufthoheit Sasa Kalajdzic ins Spiel zu bringen, bevorzugt Raum Kraft. Trent-Alexander Arnold favorisiert Bälle aus dem Halbfeld, wo das Spiel eher steht und er viele Spieler noch vor sich hat. Sosa ist hier eine Mischung. Raum spielt die Bälle gerne aus dem Lauf heraus mit viel Platz vor sich, mal von der Grundlinie, mal aus dem Halbfeld.

Der große Vorteil bei diesen Flanken hinter oder vor die Kette ist, dass die Körpergröße bei den Abnehmern nicht so entscheidend ist. So könnte bspw. ein Karim Adeyemi viele (flache/halbhohe) Hereingaben einfach dank seines exzellenten Antritts verwerten. Ein Marco Reus könnte im Rückraum mit seiner hervorragenden Schusstechnik per ersten Kontakt ebenso profitieren. Und nichtdestotrotz könnte ein Sasa Kalajdzic auf dem zweiten Pfosten so weiter machen wie in Stuttgart wenn die Flanken mal etwas höher kommen. Denn Raum’s Flanken sind variabel und erfordern nicht zwingend einen klassischen Target-Man in der Mitte, setzen diesen aber trotzdem gerne mal in Szene.

Laufen, Laufen und dabei auch Umschalten

David Raum steht wie kein Zweiter für eine hohe Arbeitsmoral und Laufbereitschaft. Im Kopf schaltet er schnell, ist taktisch verlässlich und ist griffig gegen den Ball. Oder, um hier auch mal meine Lieblingsphrase verwenden zu können: Konsequent. Das unterscheidet ihn ein stückweit, von Borna Sosa, welcher auch ein hervorragender offensiver Außenverteidiger, auch wenn mit leicht anderem Profil, ist.

Raum kommt gut in das Gegenpressing, macht zuverlässig die Wege zurück und besitzt auch das Tempo hier am Ende einen Unterschied zu machen. Darüber hinaus ist er auch körperlich robust, hat eine gute Größe und kann seinen Körper somit gelegentlich geschickt einsetzen. Im Kopfballspiel ist er mindestens solide.

Diese Attribute allein machen ihn schon zum perfekten Fit für den Umschaltfussball, den Borussia Dortmund spielen möchte.

Aber die Defensive und engen Räume!

Wie bereits geschildert hat jeder Spieler irgendwo auch gewisse Schwachstellen, denn ansonsten wäre er für den BVB nicht bezahlbar. Und die “Schwächen” die Raum hat, währen bei vielen anderen Spieler eine durchschnittliche Qualität. Das soll zur Verdeutlichung seines Niveaus dienen.

In engen Räumen kann er sich mit seiner guten Risikoabschätzung, Spielverständnis und immernoch mindestens soliden Grundtechnik behaupten. Warum das Spiel in engen Räumen für den BVB in der Abwägung tendenziell weniger gewichtet werden sollte, habe ich zuvor bereits erläutert.

Das Gleiche gilt für die defensiven Anfälligkeiten. Im Positionsspiel, aus der Struktur heraus und in der defensiven Stabilität, was das Gewinnen von 1vs1 Duellen angeht, kann Raum natürlich noch zulegen. Das ist aber leicht verbesserbar durch gutes Individualtraining und wird im normalen Spiel vom BVB eher seltener ein Problem darstellen. Möchte man diese potenzielle Anfälligkeit in großen Spielen doch komplett kompensieren, stellt man einfach auf Dreierkette um.

Was unterscheidet ihn jetzt zu 18/19 Nico Schulz

Vom Profil eigentlich gar nicht so viel, aber gerade in der Qualität von einzelnen Attributen. Aber vor allem das Momentum.

Wie bereits erwähnt ist Raum in der Grundtechnik eine Klasse besser, ist unter Druck ruhiger und denkt strategisch besser. Zumal er als Typ für mich auch deutlich selbstbewusster und intelligenter [auf dem Platz] wirkt als Nico Schulz. Dieser leistete sich auch bei Hoffenheim oder sein (sehr kurzen) guten Anfangszeit bei Dortmund viele kleine falsche Entscheidungen. Zu frühes Rausrücken, ungenaue Flanken, ausbaufähige Positionierung vor Erhalt des Balles (offene Körperstellung) und weniger raumöffnende Läufe. Raum öffnet gerne auch Räume mit seinen Wegen ohne final den Ball zwingend zu wollen, während Schulz dies stets tut.

Eine etwas unpopulärer Meinung habe ich aber bei Schulz: So schlecht ist er gar nicht. Aber der mangelhafte Fit als intensiver Außenverteidiger mit Wege in die Tiefe in einem strukturierten Ballbesitzteam unter Favre hat ihm das Selbstbewusstsein genommen. Schulz hatte sich zuvor nirgends bewiesen und schien nach guter Form erst aufzublühen, hatte aber nicht die mentale Kraft sich wieder zurückzukämpfen. Große Anfeindungen nahmen ihm immer mehr das Selbstvertrauen, was ihn stark zweifeln und nachdenken lässt. Verständlich, wenn man nur spielt weil man nicht verkauft werden konnte und eben muss, weil die Alternative davor nicht kann.

Hätte Rose den 18/19 Schulz und eine gesamte Vorbereitung bekommen, glaube ich nicht dass Schulz jetzt da wäre wo er eben ist. Zumal einzelne Verletzungen ihm das Leben auch nicht leichter machten. Ich denke, dass er nach einem Tapettenwechsel und Selbstvertrauen unter richtiger Einbindung ähnlich stark wieder funktionieren könnte. Ein großes Fragezeichen bleibt, da man von Außen nicht bewerten kann wie tief sein Selbstvertrauen gesundken ist und Spaß am Fussball mittlerweile noch da ist.

Ein etwas weniger selbstbewusster und optimistischer Raum wäre aber ebenso Gefahr gelaufen mit falscher bzw. unpassender Einbindung, Verletzungen und Anfeindungen so unterzugehen. Bewiesen hat Raum sich allerdings breits in Fürth, bei der U21, bei Hoffenheim und in der ersten DFB-Elf bewiesen. Er kann sich anpassen. An verschiedene Mitspieler, Trainer, Spielstile, Formationen und Niveaus.

Warum Dortmund Raum nicht ablösefrei holte

Anfang Januar wurde der Wechsel von Raum zur TSG Hoffenheim bekanntgegeben. Höchstwahrscheinlich wurden erste Gespräche schon im Herbst geführt, in einer Zeit, wo der BVB mit anderen Dingen als Personalplanung konkret beschäftigt war. Zumal Guerreiro “damals” noch als der ideale Fit galt und man noch leise Hoffnungen in Schulz hatte. Und selbst wenn nicht, war auch keine Perspektive da dass dieser gehen könnte.

Und selbst wenn der Platz und Planungsbereitschaft da gewesen wäre, scheint David Raum die TSG Hoffenheim bewusst gewählt zu haben. Er wusste, dass der Verein auf ihn setzen und entwickeln würde. Dass er in einem ruhigen Umfeld nach, damals, nur einer guten Halbserie in der 2. Bundesliga sich auf das Level Bundesliga hieben könnte. Dass die Entwicklung nach dem feststehenden Wechsel nochmal steiler als sowieso und auch mit dem Gewinn der U21-EM als Schlüsselspieler weiterging, konnte niemand ahnen.

Hätte der BVB ihm im Herbst, als er ein gutes und spannendes Talent in seiner ersten richtig guten Saisonhälfte eine befriedigende Perspektive bieten können? Nein. Hoffenheim konnte das.

Fazit

David Raum passt in die Transferstrategie von Borussia Dortmund und wäre ein Spieler, mit welchem man sich als Fan identifizieren könnte.

Vergleichbare Alternativen aus dem Ausland, wie viele BVB-Fans es so gerne fordern, gibt es nicht. Ja, ein Wijndal wäre gut und ist deutlich günstiger, aber auch ein anderes Profil. Zumal ein Wijndal als Niederländer nicht zwingend Deutschland als erste Option sehen muss um sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen und in einem für ihn passenden Umfeld leben zu dürfen. Der BVB hat diese Spieler schon auf der Liste, nur weil nix in den Medien steht muss das nicht anders sein. Zumal für das Passieren eines Wechsels am Ende alle Dreieranthalb Partein (Abgebender Verein, Aufnehmender Verein und Spieler/Berater) eine Zusammenkunft finden müssen. Und am tatsächlichen Transfer wird der BVB gemessen, nicht an den Ideen die bei Kehl im Notizblock stehen. Alternativen, die direkt signalisieren kein Interesse zu haben, schaffen es auch nicht in die Medien und somit kann von Außen (Twitter) nicht seriös gesagt werden ob der BVB “nur die Bundesliga” kennt. Auch wenn man diese bei einer 50:50 Abwägung wshl. sicher bevorzugt. Was bei gleicher sportlichen Qualität und finanziellen Rahmen aber mMn absolut richtig ist.

Raum dürfte sich tendenziell eher in Deutschland weiter sehen als Wijndal und scheint dazu richtig Bock auf den BVB zu haben, Wijndal (wohl) nicht. Und weitere Alternativen wachsen auch nicht irgendwo auf Bäumen und sind nicht besser, nur weil sie Franzose sind und bei einem ‘hippen’ Verein wie OGC Nizza spielen, wie es manche User teilweise suggerieren wollen.

Twitteruser sehen zudem nur die positiven, zusammengeschnittenen Aktionen, der Spieler oder empfinden einfach mehr Euphorie, weil es mal etwas Anderes ist. Die Spieler der Bundesliga sieht man aber regelmäßiger, wo ein breiteres Bild entsteht. Bei den Spielern außerhalb der BuLi allerdings in den seltesten Fällen.

Schaut man sich diese Spieler am Ende aber an, wägt rational gut ab und rechnet gewisse nicht-spielerische Faktoren mit ein, landet man eben bei Raum. Was eine verdammt starke Alternative, wenn nicht sogar die 1A-Lösung darstellt. Qualität und Umstand hat halt eben seinen Preis. €30M wären gut investiertes Geld in David Raum.

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