Dreierkette kommende Saison ein Muss

Jan
5 min readApr 12, 2022

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4–3–3, 4–2–3–1, 4–4–2 Raute, oder die Dreierkette aus einem 3–5–2 oder 3–1–4–2 heraus. Phasenweise sogar ein 3–6–1. Alles Systeme bzw. Anordnungen, welche Marco Rose im Laufe der Saison verwendet hat. Kommende Saison muss sich das ändern. Es braucht eine klare Spielidee, an welche der Kader sich orientieren kann. Und hierfür eignet sich die Dreierkette ideal.

Schlotterbeck und Süle profitieren

Für kommende Saison hat der BVB bereits die Verpflichtung von Nationalspieler Niklas Süle bekanntgeben. Nico Schlotterbeck ist ein offenes Geheimnis. Der BVB baut die Abwehr um, doch er renoviert sie vor allem in eine Dreierkette! Denn: Beide Innenverteidiger können zweifelsfrei in einer Viererkette spielen, doch ihre größten Stärken kommen in einer Dreierkette besser zum Vorschein.

Niklas Süle zum Beispiel überzeugt mit seinen hervorragenden Spiel nach vorne und Geschwindigkeit. Unter Julian Nagelsmann agierte der Nationalspieler ebenso bereits als verkappter Rechtsverteidiger, um gerade diese Qualitäten im Spiel der Bayern von hinten heraus eine technische Note zu verleihen. Nicht nur bietet die Position, wo Süle den Ball in der Regel aus dieser Rolle heraus am Meisten bekommt, viel Raum zu Andribbeln, sondern sie ist mit einem weiteren Innenverteidiger an seiner Seite auch besser abgesichert. Die Passwinkel verändern sich etwas, Süle wird des Öfteren Geschwindigkeit aufnehmen können und dem Spiel von Dortmund mehr Dominanz und Kontrolle geben. Dies ist grundsätzlich auch in einer Viererkette möglich, funktioniert aber deutlich besser mit drei Innenverteidigern.

Nico Schlotterbeck’s Qualitäten gegen den Ball spezialisieren sich vor allem auf das Nach-vorne-Verteidigen. Der 22-Jährige antizipiert Spielsituationen stark, rückt früh aus dem Defensivbund heraus und versucht den Ballbesitzer noch vor Erhalt des Balles zu stören. In dieser Disziplin erinnert er vor allem an Mats Hummels. Um dieses Rausbrechen aus der Kette bestmöglich abzusichern, bietet sich auch hier die Dreierkette am Besten an. Ähnlich wie bei Niclas Süle agiert auch Schlotterbeck mit Ball am Fuss progressiv und mutig. Die etwas weiter äußere Position kommt auch ihn hier positiv zu Gute.

Last but not least: Mats Hummels, aktuell auch in hektischer Diskussion um die Dreierkette in den Medien präsent, doch viel mehr auch im fußballerischen Sinne hier besser aufgehoben. Hummels’ Tempodefizite können hieraus besser kompensiert werden. Des Weiteren bietet sich weiterhin die Möglichkeit aus der Linie rauszubrechen ohne, dass er ein riesiger Loch im Defensivbund aufreißt und der BVB, wie so oft diese Saison, mit mangelnder Restverteidigung in einen Konter läuft.

Dem BVB fehlen die Außenverteidiger

Nico Schulz und Raphael Guerreiro auf der linken Seite, aber auch Thomas Meunier und Marius Wolf auf der rechten Seite: Alle vier können ihre Stärken am Besten in einer Dreierkette ausspielen. Höhere Startposition, bessere Absicherung, weniger Defensivarbeit, dafür aber mehr Freiheiten nach vorne. Und selbst wenn der BVB sich von all diesen Spielern trennt: Die nahe liegendsten Alternativen auf dem Transfermarkt wie bspw. Djed Spence oder David Raum, sind ebenso Beide in der Schienenspieler-Rolle am Besten aufgehoben.

Gerade die Defensivschwächen aller oben genannter Außenverteidiger spricht für eine zusätzliche Absicherung durch die Dreierkette. Aber auch die erhöhten Freiheiten im Offensivspiel spielen hier nicht nur für die Spieler individuell, sondern auch für die Mannschaft im Kollektiv eine größere Rolle. Denn: Dem BVB fehlt es an Flügelspielern. Voraussichtlich auch nach der Sommerperiode.

Die fehlenden Flügelspieler

Um Offensiv eine gute Raumaufteilung vorweisen zu können, muss eine gewisse Breite gehalten werden. Ansonsten orientiert sich der Gegner einzig ins Zentrum und schließt somit den gefährlichsten Raum. Die Flügelzonen müssen nicht verteidigt werden. Stehen hier allerdings Gegenspieler, werden diese verteidigt — und dementsprechend die Kette auseinander gezogen. Da es dem BVB an dribbelstarken Flügelspielern fehlt, sollte dieser Raum von offensivstarken und geradlinigen “Jokern” (-> Schienenspielern, Außenverteidigern) besetzt werden. Diese können in diese Räume nach Kombinationen stoßen, flanken oder selbst in die Mitte ziehen. Die Alternative mit Dribblings durch Flügelspieler gibt es für den BVB aufgrund des fehlenden Personals nicht. Und es gilt als unwahrscheinlich, dass der BVB kommende Saison mit zwei dribbelstarken Flügelspielern primär agieren wird.

Die etatmäßigen Außenverteidiger und evtl. auch Innenverteidiger, werden dementsprechend deutlich offensiver agieren müssen. Müssen sie das, sind wir wieder beim Punkt Absicherung und positionelle Einbindung. In der Dreierkette ist eine weitere Absicherung, wie die höhere Integration von IV wie AV deutlich besser möglich.

Halbstürmer, Doppelstürmer oder ersten Verteidiger

Donyell Malen, Youssoufa Moukoko, Bradley Fink und voraussichtlich auch Karim Adeyemi — alle vier Stürmer agieren am Besten in einem Doppelsturm.

Durch die Halbspuren mit Tempo in die Tiefe, mehr Freiraum in ihren Bewegungsradius oder einfach die Unterstützung durch einen weiteren Sturmpartner zur Komplementierung ihres Spielstils: Um das Beste aus dem vorhandenen Personal rauszuholen, benötigt es zwei Spieler in erster Linie.

Aber auch hier gilt nicht nur der individuelle, sondern auch der kollektive Vorteil: Mit zwei Stürmern lässt sich mehr Druck ausüben. Mit, oder ohne Ball. Gerade im Angriffspresssing sind zwei Stürmer aggressiver, als nur ein Einzelner. Und wenn Rose seinen Pressing- und Umschaltfussball auf den Platz bringen möchte, dann braucht es einen Doppelsturm. Um eine perfekte Raumaufteilung zu gewährleisten, wird bei zwei Spitzen in der Regel auf hochausgerichtete Flügelspieler verzichtet. Die letzte verbleibende Alternative mit einer Viererkette ist somit die bekannte 4–4–2 Raute: In welcher der BVB sich unnötig schwerer tuen würde. Mit der Dreierkette hat man eine äußerst ähnliche Raumaufteilung, aber einen deutlich besseren Fit für das Kollektiv, wie für die einzelnen Spieler.

Es braucht wieder eine Identität

Abschließend lässt sich das sagen, dass dem BVB aktuell spielerisch jegliche Identität fehlt. Etwas Pressing- und Umschaltfussball, aber auch langsames Ballbesitzspiel. Das passt nicht zusammen und äußerst sich auch in der Attraktivität des Spiels. Um auch wieder als Mannschaft im Kollektiv zu funktionieren braucht es einen Trainer, welcher seine Ideen umsetzen kann. Um diese Ideen umzusetzen, braucht es den dazugehörigen Kader. Man wird nicht den kompletten Kader austauschen können und wird auch Spieler, welche man tendenziell nicht behalten möchte, weiterhin einbinden müssen, wenn sie nicht verkauft werden können. Bei einem absoluten Großteil dieser Spieler ist das am Besten in einer Dreierkette.

Um diese Identität auch langfristig weiter entwickeln zu können braucht man ein Gerüst. Dieses Gerüst äußerst sich irgendwo auch in Positionen und Interpretationen von gewissen Rollen in speziellen Spielphilosophien. Und dieses Gerüst wird nach Planungen des BVBs Spieler wie Nico Schlotterbeck, Niclas Süle und Karim Adeyemi beinhalten. Spieler, welche am Besten in einer Dreierkette sind.

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